Die japanischen Aktienmärkte befinden sich im freien Fall

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Wir haben keines der grundlegenden Probleme gelöst, die die jüngste Finanzkrise ausgelöst hatten. Stattdessen schien die Fed davon überzeugt zu sein, die einzige Lösung für alle Probleme bestehe darin, immer mehr Geld zu schöpfen. Diese Herangehensweise war unglaublich dumm, und nun haben sich unsere grundlegenden Probleme verschlimmert wie nie zuvor, wie Marc Faber vor Kurzem bemerkte ...


Die japanischen Aktienmärkte befinden sich im freien Fall

Michael Snyder

Haben Sie mitbekommen, was gerade in Japan geschehen ist? Der Aktienmarkt der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bricht in sich zusammen. Am Dienstag verlor der Nikkei-Index mehr als 610 Punkte. Wenn sich das so anhört, als wäre das ein ziemlicher Absturz, dann genau deswegen, weil es auch einer ist. Der größte Verlust an einem einzigen Tag auf dem amerikanischen Aktienmarkt in der amerikanischen Geschichte lag bei 777 Punkten (oder minus 6,98 Prozent), und zwar am 23. März 2009 während der größte prozentuale Verlust mit 22,61 Prozent am 19.10.1987 eintrat.

 

Bisher hat der Dow-Jones-Index in der gegenwärtigen Phase der »Marktkorrektur« etwa 1000 Punkte eingebüßt, während der Nikkei um mehr als 2300 Punkte fiel. Seit dem jüngsten Markthöchststand ist der Nikkei bereits um mehr als 14 Prozent gesunken, und viele Analysten sind überzeugt, dass dies erst der Beginn war. Diejenigen, die mit einem kompletten Zusammenbruch des Aktienmarktes rechnen, werden ihre düsteren Erwartungen vielleicht bald erfüllt sehen. Japan ist völlig überschuldet, die Zentralbank des Landes druckt wie wild Geld, und die japanische Bevölkerung überaltert zusehends. Auch was die wirtschaftlichen Eckdaten angeht, gibt es, soweit es Japan betrifft, wenig gute Neuigkeiten. Droht also ein Finanzkollaps in Asien noch vor der nächsten großen Finanzkrise in den USA?

 

Der Absturz des Nikkei am frühen Dienstag war absolut atemberaubend. Das Finanzmagazin Bloomberg beschrieb das »Massaker« folgendermaßen:

»Ende Januar letzten Jahres lag Japan knapp hinter Portugal auf dem zweiten Platz in der größten Rallye in den Industrienationen. Jetzt verzeichnet der Nikkei-225-Aktienindex mit die größten Verluste und rutschte im letzten Monat um 8,5 Prozent ab. Heute (4.2.2014) erreichte der Verlust seit dem Hochstand vom 30. Dezember 2013 die Schwelle von 14 Prozent.

Die Verluste entwickelten sich in Tokio zu einer regelrechten Lawine, während ein weltweiter Einbruch in diesem Jahr parallel dazu bereits 2,9 Billionen Dollar an Papierwerten vernichtete. Hinzu kommen gleichzeitig Anzeichen für ein geringeres Wachstum in China und die Rückführung der lockeren Geldpolitik durch die US-Notenbank Federal Reserve.«

Wie Bloomberg bemerkt, wird vor allem die Federal Reserve (Fed) für den Großteil der Probleme verantwortlich gemacht, die derzeit überall auf der Welt auftauchen. Die Fed hat diese Blase erzeugt, indem sie Billionen von Dollar in das weltweite Finanzsystem pumpte, und nun bringt sie diese Blase zum Platzen, indem sie ihre Politik des billigen Geldes zurückfährt.

 

Vor Entwicklungen wie diesen habe ich bereits gewarnt, als die Fed ankündigte, ihre lockere Geldpolitik einschränken zu wollen. Und jetzt warnt die RBS vor einem »Blutbad auf den Märkten«, sollte die Federal Reserve nicht umgehend wieder zu ihrer lockeren Geldpolitik zurückkehren.

 

Die meisten Amerikaner begreifen nicht, dass unsere Finanzmärkte nur noch wenig mit einem freimarktwirtschaftlichen System zu tun haben. Stattdessen werden sie in großem Stil durch die Zentralbanken manipuliert und verzerrt. Die Billionen von Dollar an »spekulativen Geldern«, die die Fed in das globale Finanzsystem gepumpt hat, haben praktisch jeden Finanzmarkt der Welt infiziert:

»An der Wall Street nennen sie es ›heißes Geld‹ – diese scheinbar endlose Flut von Geld, die in die gegenwärtig profitabelsten Länder strömt –, aber in der Realwirtschaft wird es kalt.

Das ›heiße Geld‹ kommt zumeist in Form niedrig verzinster Dollars, die die Investoren sich in großen Mengen geliehen haben, um in Währungen mit höherer Rendite weltweit investieren zu können. Der so genannte ›Currency Carry Trade‹ hat mit dazu beigetragen, in der ganzen Welt eine Art Investitions-›Goldrausch‹ auszulösen, der immense Mengen an Risikoaktiva erzeugt hat – zu verdanken ist dies im Wesentlichen der lockeren Geldpolitik der amerikanischen Federal Reserve.«

Aber als die Fed begann, sozusagen auf Zehenspitzen ihre Geldpolitik ganz langsam zurückzufahren – immerhin hatte sie zuletzt 85 Mrd. Dollar an Liquidität monatlich in das System gepumpt –, begannen die Anleger sich auf eine Welt steigender Zinsen vorzubereiten, in der die endlose Geldflut in die aufstrebenden Märkte zunächst verebben und dann letztlich endgültig versiegen würde.

 

Wir haben keines der grundlegenden Probleme gelöst, die die jüngste Finanzkrise ausgelöst hatten. Stattdessen schien die Fed davon überzeugt zu sein, die einzige Lösung für alle Probleme bestehe darin, immer mehr Geld zu schöpfen. Diese Herangehensweise war unglaublich dumm, und nun haben sich unsere grundlegenden Probleme verschlimmert wie nie zuvor, wie Marc Faber vor Kurzem bemerkte:

»Die Gesamtsumme aller Kredite gemessen an ihrem prozentualen Anteil an der Weltwirtschaft liegt um 30 Prozent höher, als sie zu Beginn der Wirtschaftskrise 2007 lag. In den aufstrebenden Volkswirtschaften und Rohstoffvolkswirtschaften wie Kanada und Australien ist die Haushaltsverschuldung massiv angestiegen, und wir haben nun einen Punkt erreicht, an dem die Haushaltsverschuldung eine Belastung für das System geworden ist – mit der Folge einer konjunkturellen Verlangsamung.«

Was wird also als Nächstes passieren?

 

Ohne eine Intervention der Fed oder anderer Zentralbanken wird es zu weiteren »Massakern« kommen. Dies zumindest vermutete Dennis Gartman, Herausgeber des The Gartman Letter, der am Dienstag im amerikanischen Fernsehsender CNBC erklärte:

»Meiner Ansicht nach wird es zu einer sehr starken, an die Substanz gehenden und wirklich hässlichen Marktbereinigung kommen, die bei vielen Leuten Heulen und Zähneknirschen auslösen wird, bevor es vorbei ist.«

Auch andere Analysten teilen diesen Pessimismus. Für Doug Short, stellvertretender Forschungsleiter bei Advisor Perspectives, ist der amerikanische Aktienmarkt »immer noch um 67 Prozent überbewertet«. Mit am ernüchterndsten wirkt aber die Einschätzung Richard Russells. Er meinte, zu keiner Zeit in den 60 Jahren, in denen er nun zu Finanzfragen schreibt, sei er »dermaßen voller düsterer Vorahnungen über die nahe Zukunft« gewesen:

»Ich müsste lügen, wenn ich sagte, die gegenwärtigen Entwicklungen bereiteten mir keine Sorgen. Tatsächlich mache ich mir um mich selbst, meine Familie und unser Land große Sorgen. Mir wird bang ums Herz und ich fürchte, der Aktienmarkt steht unmittelbar vor einem Crash. Wenn das geschieht, wird die Einstellung der Investoren sehr pessimistisch werden. Und dann wird sich diese Einstellung fallender Kurse selbst immer mehr verfestigen. Ironischerweise ereilt uns diese jüngste Entwicklung in einer Zeit eines fast schon verrückten Optimismus seitens der Masse und seitens der Anleger.

Offensichtlich wissen helle Köpfe und die Manager der institutionellen Anleger, dass die USA schwer angeschlagen sind. Das ganze Gerede über einen Wirtschaftsaufschwung ist nur Wunschdenken. Bernankes Traum einer blühenden neuen Wirtschaft, die ohne Hilfe der Fed wächst, ist eine Illusion.

Ich schreibe seit mehr als 60 Jahren über die Aktienmärkte, und zu keiner anderen Zeit war ich dermaßen voller düsterer Vorahnungen über die nahe Zukunft. Die bestimmende vorherrschende Bewegung des Marktes ist, wie die Gezeiten des Meeres, unaufhaltsam und für alle schlägt die Stunde. Gegenwärtig bereitet mir die größten Sorgen, dass kein Ausweg und kein sicherer Hort zu erkennen sind.«

Vielleicht kommt es nicht in dieser Woche oder diesem Monat oder möglicherweise nicht einmal in diesem Jahr zu einem Börsencrash in den USA, aber ohne Zweifel steht uns ein »Tag der Abrechnung« bevor. Auf die Gesellschaft bezogen liegt die Gesamtverschuldung der Verbraucher, der Wirtschaft und des Staates bei etwa 345 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

 

Der einzige Weg, wie das Spiel weitergehen könnte, bestünde darin, die Schuldenlast immer noch weiter zu erhöhen. Denn wenn die Schuldenblase einmal aufhört, sich zu vergrößern, wird sie sehr schnell platzen. Diejenigen, die dummerweise immer noch viel Geld in Aktien investiert haben, sollten darauf hoffen, dass sich die Fed sehr bald zu einem massiven Eingreifen entscheiden wird.

 Denn sollte sie das nicht tun, besteht die große Gefahr, dass es tatsächlich zu einem »Blutbad auf dem Markt« kommt.

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