Der Chef der »Zentralbank der Zentralbanken« warnt vor einer weiteren herannahenden Finanzkrise

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Michael Snyder

Die meisten Menschen haben vermutlich noch nie von Jaime Caruana gehört, obwohl er an der Spitze einer ungemein einflussreichen Organisation steht. Der Name »Bank für Internationalen Zahlungsausgleich« klingt nicht sehr abenteuerlich und aufregend, und nur wenigen Menschen ist bewusst, dass diese Institution das Zentrum unseres zentral gesteuerten weltweiten Finanzsystems bildet. Wenn sich also Jaime Caruana äußert, sollte man aufmerksam zuhören.

Und die Tatsache, dass er vor kurzem warnte, das globale Finanzsystem sei gegenwärtig in vieler Hinsicht »fragiler«, als es kurz vor dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 gewesen sei, sollte allerorten Alarmglocken klingeln lassen.

 Zur Lage auf den Finanzmärkten erklärte Caruana unheilverheißend, es falle schwer, »sich des Eindrucks einer verwirrenden Abkopplung zwischen der Aufwärtstendenz der Märke und den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit zu erwehren«. Er sagte mit anderen Worten das gleiche, was ich schon seit langem behaupte. Das Verhalten der Finanzmärkte hat sich völlig von der wirtschaftlichen Realität abgekoppelt, und zu einem bestimmten Zeitpunkt wird es zu einer drastischen Korrektur kommen.

Aber warum äußert der Generaldirektor der »Zentralbank aller Zentralbanken« diese schaurige Warnung gerade jetzt? Weiß er etwas, was wir nicht wissen?

Wie Ambrose Evans-Pritchard in der britischen Tageszeitung The Telegraph am gestrigen Sonntag schrieb, ist Caruana angesichts der steigenden Verschuldung und der gegenwärtig auf den Finanzmärkten vorherrschenden Euphorie zunehmend besorgt:

Die Weltwirtschaft sei für eine Finanzkrise genauso anfällig, wie sie es 2007 war. Verstärkt würde die Gefahr allerdings dadurch, dass der Verschuldungsgrad nun weitaus höher sei, und die aufstrebenden Märkte in die Krise mit hineingezogen würden, warnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

Jaime Caruana, Chef der schweizerischen Finanzaufpasser erklärte, die Anleger ignorierten bei ihrer wilden Jagd nach Gewinnen die Risiken einer Straffung der Geldpolitik. »Die Märkte scheinen nur von einem sehr begrenzten Spektrum von möglichen Folgen auszugehen. Sie sind überzeugt, dass die lockere Geldpolitik noch sehr lange Zeit anhält. Möglicherweise fordern sie mehr Zusicherungen, als die Zentralbanken zu gewähren bereit sind«, sagte er gegenüber dem Telegraph.

Caruana erklärte, das internationale [Finanz-] System sei »heute in vieler Hinsicht fragiler, als es in der Phase kurz vor der Lehman-Krise war. Der Verschuldungsgrad in den Industrienationen ist um 20 Prozentpunkte auf 275 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) angestiegen.«

Und wissen Sie was? Caruana liegt völlig richtig damit, uns vor diesen Entwicklungen zu warnen. Wie ich bereits zuvor geschrieben hatte, ist die Gesamtverschuldung der Regierungen weltweit seit der letzten Rezession um 40 Prozent angestiegen, und die Großbanken, die angeblich zu groß sind, als das man ihren Untergang zulassen könnte, (»too big to fail«) haben seit damals um insgesamt 37 Prozent zugelegt.

Allein die amerikanische Staatsverschuldung ist von etwa zehn Billionen Dollar auf mehr als 17,5 Billionen Dollar angewachsen, und selbst die BIZ musste einräumen, dass die weltweite Derivateblase bereits Ende 2013 auf mindestens 710 Billionen Dollar angewachsen war.

Die massiven finanziellen Ungleichgewichte, mit denen wir es während der letzten Krise zu tun hatten, sind nicht behoben oder ausgeglichen worden. Stattdessen haben sie sich noch sehr, sehr viel mehr verschärft. Aber können wir der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich überhaupt trauen? - Sicherlich nicht.

 Bei der BIZ handelt es sich um eine sehr im Verborgenen agierende Einrichtung, die überhaupt nur sehr wenigen Menschen bekannt ist, die aber enorme Macht besitzt. Im Folgenden ein kurzer Auszug aus meinem früheren Artikel »Wer kontrolliert das Geld? Eine demokratisch nicht legitimierte, niemandem verantwortliche Zentralbank der Welt tut dies im Verborgenen«:

»Die Geldversorgung weltweit wird im Verborgenen von einer ungemein einflussreichen Internationalen Organisation kontrolliert, von der die meisten Menschen noch nie etwas gehört haben. Sie nennt sich Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und wird auch als ›Zentralbank der Zentralbanken‹ bezeichnet. Sie hat ihren Sitz im schweizerischen Basel und verfügt über Niederlassungen in Hongkong und Mexico City. Im Kern handelt es sich um eine demokratisch nicht legitimierte, niemandem rechenschaftspflichtige Zentralbank der Welt, die von allen Steuern befreit ist und keiner nationalen Gesetzgebung untersteht. Selbst Wikipedia räumt ein: ›… sie ist keiner einzigen Regierung rechenschaftspflichtig‹. Während des Zweiten Weltkriegs war die BIZ daran beteiligt, Geldwäsche für die Nazis zu betreiben. Demgegenüber ist es heutzutage ihre wichtigste Aufgabe, das zentral gesteuerte weltweite Finanzsystem zu lenken. Der BIZ gehören heute mehr als 58 Zentralbanken aus aller Welt an, und die Bank hat größeren Einfluss als jeder Politiker darauf, wie sich die amerikanische Wirtschaft (oder jede andere Volkswirtschaft in diesem Zusammenhang) in den kommenden Jahren entwickeln wird. Alle zwei Monate kommen die Chefs der Zentralbanken in Basel zu ihren ›Weltwirtschaftssitzungen‹ zusammen. Auf diesen Versammlungen fallen Entscheidungen, die das Leben aller Menschen weltweit beeinflussen, aber niemand von uns kann mitbestimmen, was und wie entschieden wird. Die BIZ wurde von einer globalen Elite gegründet, arbeitet im Interesse dieser globalen Elite und soll zu einem der Hauptpfeiler des sich abzeichnenden Eine-Welt-Wirtschaftssystems werden.«

 Die Rolle, die die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich heute spielt, war ihr schon lange von der weltweiten Elite vorgezeichnet. In einem früheren Artikel zitierte ich aus dem 1975 erschienenen Buch des Historikers an der Universität Georgetown, Caroll Quigley, mit dem Titel »Tragödie und Hoffnung«, in dem er darlegt, dass die BIZ eines Tages die Spitze des Weltfinanzsystems bilden sollte:

»Zusätzlich zu diesen pragmatischen Zielen hatten die Mächte des Finanzkapitalismus noch ein weiteres, sehr weitreichendes Ziel. Das war kein geringeres als die Schaffung einer weltweiten Finanzkontrolle in privaten Händen, die fähig sein sollte, die Politik jedes Landes und die Weltwirtschaft insgesamt zu steuern. Die Kontrolle sollte nach feudalistischer Manier von den vereint handelnden Zentralbanken der Welt durch geheime Abkommen in häufigen geheimen Treffen und Konferenzen kontrolliert werden. Die hierarchische Spitze des Mechanismus sollte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel in der Schweiz sein, eine private Bank, die von den Weltzentralbanken, die ihrerseits private Unternehmungen sind, getragen und kontrolliert werden.« (zit. nach: Caroll Quigley, »Katastrophe und Hoffnung. Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit, In Auswahl übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Andreas Bracher, Basel, 2007, S. 216.)

Interessanterweise war Professor Quigley keineswegs ein Gegner des Systems, das die Elite durchsetzen wollte. Er war einfach ein Akademiker, der versuchte, genau darzulegen, was seine Forschungen darüber, wie das weltweite System funktioniert, erbracht hatte. Leider steht das System, über das Quigley 1975 schrieb, heute in voller Blüte.

 Alle zwei Monate reisen die führenden Zentralbanker zu ihren »Weltwirtschaftssitzungen« in die Schweiz. Die meisten Menschen haben von diesen Treffen noch nie gehört, aber diese »Weltwirtschaftstreffen« wurden tatsächlich im Wall Street Journal aufgegriffen:

»Alle zwei Monate treffen sich hier an den Sonntagnachmittagen mehr als ein Dutzend Banker, um im 18. Stock eines Gebäudes in der Form eines Zylinders mit Blick auf den Rhein miteinander zu diskutieren und zu speisen.Diese Gespräche beim gemeinsamen Essen über Geld und Wirtschaft sind keineswegs nur akademischer Natur. Immerhin sitzen hier die führenden Vertreter der größten Zentralbanken der Welt, die Länder mit einem Jahres-BIP von insgesamt mehr als 52 Billionen Dollar und damit von drei Vierteln der weltweiten Wirtschaftsleistung repräsentieren.«

Was denken Sie darüber, dass sich die Zentralbanker der Welt regelmäßig zusammensetzen, um ihre nächsten Schritte hinsichtlich der Weltwirtschaft abzustimmen? Sollte eine demokratisch nicht legitimierte Gruppe von Zentralbankern, die keiner Regierung gegenüber rechenschaftspflichtig ist, so viel Macht und Einfluss besitzen?

 

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