Die moralischen Auswirkungen des Zinseszins-Denkens

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Das Denken in den Kategorien von Zins und Zinseszins treibt das Wirtschaftswachstum zu Lasten der Umwelt und zu Lasten der Zukunft an.
Unternehmen, die Schulden haben, stehen unter Druck zu wachsen, da sie sonst die Zinsen nur schwer bedienen können. Das gleiche gilt für private Haushalte und Regierungen: In dem Maße, in dem sie verschuldet sind, besteht Druck, die Ein-nahmen zu erhöhen, wenn man nicht seinen Lebensstandard durch die Zinszahlungen senken will. Das heutige Zinseszinssystem beruht also auf einem System des „mehr und mehr“. Um es am Laufen zu halten, muss auch für eine Mentalität des „mehr und mehr“ gesorgt werden, eine Mentalität der Gier und Unbescheidenheit.

Tausende von Werbebotschaften – jeder Bundesbürger nimmt täglich 3.000 bis 13.000 Werbebotschaften auf – sorgen dafür, diese Mentalität der Gier und Unbescheidenheit hervorzurufen oder zu verstärken. Und von den Lehrkanzeln der Ökonomie wird täglich verkündet, dass wir Konsum- und Wirtschaftswachstum brauchen. Mehr ist besser. Das Dogma des Wirt-schaftswachstums ist geradezu ein Credo der Ökonomen. Ich meine das ganz wörtlich. Es ist ein Glaubenssatz, ein Dogma, eine weltanschauliche Grundeinstellung.
Es hat nichts mit Wissenschaft zu tun, sondern ausschließlich mit Moralvorstellungen. Martin Luther bringt gut auf den Punkt, was diese Mentalität auf moralischer Ebene bedeutet. „Und abermal (...) Wilche reich wollen werden, die fallen dem Teufel in den Strick, und in viel unnutze, schädliche Begierde, wilche die Leut versenken ins Ver-derben und Verdammniss.“ Luther empfiehlt daher guten Christenmenschen, dass sie „lieber wollten mit Gott arm, denn mit dem Teufel reich sein“.
Mephisto hat also an denjenigen, die immer mehr haben wollen, die immer reicher werden wollen, seine Freude. Nicht umsonst war avaritia (Geiz, Habgier) eine der sieben Todsünden.
Unser derzeitiges Wirtschaftssystem kann ohne das mephistophelische Prinzip der avaritia gar nicht bestehen.

Zu erkennen, dass es sich hier um ein Mephisto-Prinzip handelt, das uns Menschen schädigt und uns Menschen schädigen soll, ist wichtig, um im Inneren den Impuls zu finden, es zu ÄNDERN.

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menschengerechtewirtschaft.de