Interview mit der Geophysikerin Leuten Moret
aus: www.alles-schallundrauch.blogspot.com
Leuren Moret ist eine Geophysikerin, unabhängige Wissenschaftlerin und
internationale Expertin über Strahlung und öffentliche Gesundheit. Sie hat sich
sehr intensiv mit der Aufklärung der Bevölkerung über die zerstörerische
Eigenschaften von Uranmunition beschäftigt, die von den USA, den NATO-Staaten
und Israel in den Kriegen eingesetzt wird. In dieser Eigenschaft hält sie
Vorträge, informiert Medien und spricht mit Parlamentarier und
Kongressabgeordneten. Sie schrieb ihre Dissertation basierend auf ihre Forschung
über den Staub in der Atmosphäre und wie dieser über die ganze Erde
transportiert wird. Sie hat aufgezeigt, wie die Umweltverschmutzung in Form von
Staub in weniger als einer Woche von Asien nach Nordamerika gelangt. Sie sagt,
wir sind global gesehen eine Umwelt. Wenn man etwas in einem Land rauslässt,
dann wird es irgendwann wo anders landen, egal wie viele Kontinente und Ozeane
dazwischen liegen.
Leuren Moret hat auch in dem Film "BLOWIN' IN THE
WIND" vom zweimaligen Oscar-Nominierten und bekannten Dokumentarfilmemacher
David Bradbury als Hauptakteurin mitgemacht. Der Film beleuchtet das geheime
Abkommen, welches dem US-Militär erlaubt in Australien ihre Uranmunition zu
testen und ihre Soldaten auszubilden. Er zeigt auch auf, wie Babys im Irak mit
schlimmen Missbildungen geboren werden. Ausserdem werden die Lügen der
britischen Regierung über ihre Atombombentest die in Australien stattgefunden
haben gezeigt. Der Film schockierte, erzürnte und überraschte viele Zuschauer
bei den Filmfestivals in Sydney und Brisbane.
Frage:
Können sie uns kurz ihre Erfahrung im Bereich radioaktive Strahlung
erzählen?
Moret: Ich habe in zwei Atomwaffenlaboratorien
gearbeitet. Wurde von Marion Falk ausgebildet, ein Wissenschaftler des Manhatten
Projekts, der am Lawrence Livermore Laboratorium unter anderem die
Wasserstoffbombe entwickelt hat. Ich habe die Auswirkungen von Atomtests auf die
amerikanische Bevölkerung und anderen Gruppen erforscht, auf den Fischfang in
den Ozeanen und auch die Wirkung von Atomkraftwerken.
Frage: Sind sie der Meinung, die Weltbevölkerung ist
einem Risiko wegen der Ereignisse in den japanischen Atomkraftwerken
ausgesetzt?
Moret: Basierend auf meiner Erfahrung und
auf der Erfahrung von top Wissenschaftlern im Strahlungsbereich und der
wissenschaftlichen Gemeinschaft allgemein, sind wir sehr über die Situation in
Japan alarmiert.
Frage: Eindeutiger geht’s wohl nicht.
Wie sehen Sie und ihre Gruppe die zukünftige Entwicklung ablaufen? Was wird als
nächstes passieren?
Moret: Ich kann ihnen sagen, wir
sind alle sehr beängstigt. Die Radioaktivität hat sich schon ausgebreitet. Zwei
Kontaktleute die ich in Japan habe und sich entsprechend auskennen, sind bereits
mit ihren Familien nach Okinawa geflüchtet (Japans südlichste Präfektur).
Die
ganze nördliche Hemisphäre ist einem Risiko ausgesetzt. Das liegt an der
Luftzirkulation rund um den Planeten. Der Äquator bildet dabei eine Barriere.
Wenn in der nördlichen Hemisphäre Radioaktivität freigesetzt wird, dann bewegt
sie sich in verschiedenen Richtungen, je nach Höhe. Der Jetstream ist eine sehr
effektive Art wie radioaktive Partikel über grosse Distanzen transportiert
werden. Die Luft bewegt sich von West nach Ost auf dem gleichen Breitengrad. So
hab ich zum Beispiel nach den atmosphärischen Atombombentests die
Krankheitsbilder auf Landkarten festgehalten. Dabei hab ich festgestellt, es
gibt eine Häufung der gleichen Krankheiten auf dem gleichen Breitengrad und eine
starke Zunahme seit 1945, was auf die Atombombentests zurückzuführen
ist.
Frage: Die japanische Regierung sagt, sie haben die
radioaktive Strahlung im Griff. Glauben sie das?
Moret:
Ich würde nichts was eine Regierung sagt glauben und speziell nicht was die
Stromkonzerne sagen. Ich habe mit japanischen, kanadischen und amerikanischen
Regierungsvertretern zu tun gehabt und die meisten sagen nicht die Wahrheit. Die
glaubwürdigsten Aussagen kommen von gewissen Wissenschaftlern die ich kenne und
vertraue, und auch von gewissen Aktivisten die ich rund um die Welt kenne. Denn
sie sind vor Ort, dort wo die Ereignisse passieren, sie messen und beobachten
die Strahlungsintensität auf der ganzen Welt. Sie sind sehr über die Situation
in Japan besorgt und liefern die besten Information und
Daten.
Frage: Sie benutzen das Wort „beängstigend“. Ist
das die richtige Bezeichnung für die Situation?
Moret:
Ich glaube es ist der richtige Ausdruck, denn einige der Wissenschaftler aus
Russland und Europa, sind selber durch die Katastrophe in Tschernobyl betroffen
worden. Ich war in den Testgebieten in Nevada, hab die Auswirkungen der
Atombombentests auf die indianische Bevölkerung gesehen, wie die Verseuchung auf
ihre Stammesgebiete sich ausbreitete. Ich war auf der ganzen Welt und habe die
Bevölkerung die einer Strahlung ausgesetzt war studiert. Ich kenne mich deshalb
sehr gut mit den Schäden aus, welche die radioaktive Strahlung anrichten kann,
besser als die meisten Experten die von den Medien befragt werden und ihre
Meinung verkünden.
Frage: Verringert sich nicht die
Intensität der Strahlung, bis sie zum Beispiel an die Küste von Kalifornien über
den Pazifik kommt?
Moret: Nein, die radioaktiven
Teilchen bleiben zusammen wie eine Blase. Wenn es dann regnet, wird in dem
Gebiet wo der Regen fällt die Bevölkerung und die Landschaft davon betroffenen
und es können die verschiedenen durch Strahlen verursachten Erkrankungen
entstehen. Diese Verseuchung wirkt sich auch auf die Gene aus und wird auf
zukünftige Generationen übertragen.
Frage: Klingt
ziemlich schlimm. Wo halten sie sich gerade auf?
Moret:
Ich bin in Berkeley Kalifornien, auf der anderen Seite der Bucht von San
Franzisko.
Frage: Also direkt gegenüber von Japan. Warum
sind sie dort, wenn sie meinen es ist riskant?
Moret:
Ich beobachte und messe die Strahlungswerte hier. Wenn sich was wegen Fukushima
tut, dann werde ich warnen und bin danach weg.
Frage:
Wie lange meinen sie wird es noch dauern bis es zu einem GAU
kommt?
Moret: Es wird jeden Tag schlimmer dort. Es gibt
keinen richtigen Zugang zu der Anlage mehr, alles muss mit Hubschraubern
eingeflogen werden, die Stromgeneratoren wurden durch den Tsunami zerstört, die
Kühlung funktioniert nicht. 90 Minuten nach dem Tsunami, als die Kühlung
ausfiel, begann die Überhitzung der Kernbrennstäbe. Ein Teil der Brennstäbe sind
komplett im Freien, haben zu schmelzen begonnen. Es gab Wasserstoffexplosionen,
Brände, Radioaktivität ist in die Umwelt gelangt, die Messwerte rund um die
Anlage sind in gefährliche Höhen gestiegen. Es kann jederzeit noch schlimmeres
passieren.
Frage: Das einzig positive aus den
Ereignissen in Japan ist der Stimmungswandel in Europa, was die Einstellung zur
Kernernergie betrifft. In Deutschland wurde heute ein dreimonatiges Moratorium
und die vorübergehende Stilllegung von 7 der 17 Atomkraftwerke beschlossen, um
sie zu überprüfen. Was halten sie davon?
Moret: Das wäre
ein richtiger Schritt wenn es permanent wäre. Aber die Befürworter der
Atomenergie ziehen sich jetzt nur vorübergehend zurück, um dann wenn alles
vorüber und vergessen ist genau so weiterzumachen. Die meisten Politiker sind
von den Stromkonzernen gekauft, da kann man keinen wirklichen Wandel erwarten.
Es ist viel zu viel Geld im Spiel.
Danke für das Interview, das ich
morgen wegen der Aktualität fortsetzen möchte.
Moret:
Gerne.
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