Dokumente belegen: US-Diplomaten arbeiten für Monsanto

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Anthony Gucciardi

Der Biotech-Riese Monsanto überschwemmt die Welt seit Jahren mit genmanipuliertem Saatgut für Lebensmittel – mit all der daraus resultierenden Umweltzerstörung –, aber erst jetzt beweisen an die Öffentlichkeit gelangte Dokumente, dass Monsanto auch die US-Regierung regelrecht unterwandert hat. Mit diesen Dokumenten, die Aufschluss darüber geben, auf welche Weise US-Diplomaten tatsächlich für Monsanto daran arbeiten, gemeinsam mit anderen Regierungsvertretern die Absichten des Unternehmens in die Tat umzusetzen, zeigt sich klarer denn je, wie weit Monsanto die internationale Politik im Griff hat.


Erstaunlicherweise enthüllen diese Informationen, dass der Konzern auch intensiv an der Zulassung und Formulierung von Richtlinien für genau die gentechnisch veränderten Produkte beteiligt ist, für die er selbst verantwortlich zeichnet. Tatsächlich zeigen die von WikiLeaks veröffentlichten Informationen, welch enorme Macht Monsanto dank seines Einflusses auf Schlüsselpositionen in der US-Regierung und anderswo ausübt. Es wurde nicht nur aufgedeckt, dass die USA anderen Ländern, die sich Monsanto widersetzen, mit quasi-militärischen Handelskriegen drohen, sondern dass viele US-Diplomaten tatsächlich ganz direkt für Monsanto arbeiten.

Was die bekannt gewordenen Dokumente enthüllen: quasi-militärische Handelskriege, staatliche Korruption

2007 wurde gefordert, einige Mitgliedsländer der Europäischen Union für ihren Widerstand gegen die Verbreitung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen von Monsanto zu bestrafen. Diese Forderung erhob Craig Stapleton, US-Botschafter in Frankreich und Partner von George W. Bush. Trotz sich mehrender Beweise für einen Zusammenhang zwischen Monsantos gentechnisch verändertem (GV)-Mais und Organschäden oder Umweltzerstörung fordert der Botschafter ganz unverhohlen »Vergeltungsmaßnahmen« gegen die Länder, die sich gegen die GV-Pflanzen wehrten. In dem bekannt gewordenen Dokument erklärt Stapleton:

»Landesteam Paris empfiehlt, eine Liste der Ziele für Vergeltungsmaßnahmen zu erstellen, die in der gesamten EU als schmerzhaft empfunden würden – denn schließlich handelt es sich um eine kollektive Verantwortung –, die sich aber gleichzeitig auf die schlimmsten Problemfälle konzentrieren. Die Liste sollte gemäßigt, nicht boshaft sein und langfristig Bestand haben, da wir nicht mit einem baldigen Erfolg rechnen sollten. Die Vergeltungsmaßnahmen werden deutlich machen, dass der gegenwärtige Kurs die EU-Interessen teuer zu stehen kommen kann, sie könnten helfen, die Pro-Biotech-Stimmen in der EU zu stärken.«

Die unverbrüchliche Unterstützung wichtiger Vertreter in den USA für Monsanto tritt nicht nur in dieser Erklärung deutlich zutage, sondern auch in gesetzgeberischen Entscheidungen von Körperschaften wie der [US-Lebensmittelbehörde] FDA und dem US-Landwirtschaftsministerium. Solche Entscheidungen betrafen beispielsweise die Zulassung von Monsantos synthetischem Hormon Posilac (rBGH) für die Anwendung bei Kühen in den USA, obwohl dieses Hormon in 27 anderen Ländern verboten ist. Wie hat Monsanto das geschafft?

Dem Biotech-Moloch ist es gelungen, die Schlüsselpositionen in der FDA, die für die Zulassung von rBGH zuständig sind, zu unterwandern. Diese Unterwanderung geht so weit, dass Margaret Miller, ehemals bei Monsanto, zur Vizedirektorin für Human Safety and Consultative Services bei der FDA ernannt wurde. In dieser Position hat Miller dann ihren eigenen Bericht über Sicherheit und Wirksamkeit von rBGH geprüft.


Viele US-Diplomaten sind Figuren auf Monsantos Schachbrett

Wer mit dem korrupten Einfluss von Monsanto nicht vertraut ist, mag schockiert sein, aber die Telegramme zeigen auch, dass viele US-Diplomaten für GV-Pflanzen als strategische und kommerzielle Notwendigkeit werben. Interessanterweise haben die USA ihre Bemühungen ganz besonders auf den Papst gerichtet, da sich viele bekannte Katholiken sehr kritisch gegenüber GV-Lebensmitteln geäußert haben. Ist es bei dieser Art politischer Einflussnahme verwunderlich, dass ein Großteil der Grundnahrungsmittel gentechnisch verändert ist? Fast 93 Prozent der in den USA angebauten Sojabohnen sind konservativen Schätzungen zufolge genmanipuliert, bei vielen anderen Feldfrüchten ist die Größenordnung ähnlich.

US-Diplomaten haben einzigartige Möglichkeiten, ehrliche und kluge Kampagnen durchzuführen, die Lebensbedingungen der Menschheit zu bessern und das Elend zu beenden, doch stattdessen treiben sie Monsantos Verwurzelung im internationalen Feld weiter voran. Anstelle verbesserter Lebensbedingungen für die Menschheit verbreiten diese gekauften Diplomaten jetzt Umweltschändung und Gesundheitsgefährdung.

Wem die Informationen noch nicht ausreichen, die Korruption vonseiten Monsantos zu belegen, der sei daran erinnert, dass der Biotech-Riese alljährlich auch noch enorme Geldmittel für Lobbyarbeit bei Regierungen aufwendet. Im dritten Quartal 2011 waren es laut Mainstreamquellen allein zwei Millionen Dollar für Lobbyarbeit bei der US-Regierung. Wozu so viel Geld? Die Lobbyarbeit konzentriert sich auf Fragen wie Richtlinien über GV-Pflanzen und Reform von Patenten. Diese »legale« Form der Überredung ist der Grund dafür, dass Behörden wie das US-Landwirtschaftsministerium und die FDA Monsanto gewähren lassen.

Im Umgang mit korrupten Megakonzernen wie Monsanto zählt nur die Befriedigung der finanziellen Eigeninteressen von Regierungsvertretern. So lange wie diese finanziellen Verbindungen fortbestehen, wird Monsanto über die Lebensmittelversorgung das Sagen haben und weiterhin der Umwelt, dem Ökosystem und der Menschheit schweren Schaden zufügen.


Quelle: http://info.kopp-verlag.de